Lachen. Und noch mehr Lachen. Wegen allem, trotz allem – vor allem. Manchmal reicht ein Blick oder ein Ungeschick, um die jungen Männer für Minuten auszuschalten. Von Gelächter geschüttelt sind sie dann nicht zu gebrauchen, aber unbedingt zu verehren. Man kommt gar nicht umhin, sich mit ihnen in ihrer Welt wohl zu fühlen. Ihre Erzählungen und Abenteuer sorgen bei uns für Schnappatmung. Schlechte Laune? Keine Chance.
So lernen wir Shasha, 27 und Arash, 29 bereits in Nicaragua kennen und lieben. Es ist sofort klar, dass die beiden Iraner uns bereichern werden. Arash ist seit eineinhalb Jahren unterwegs. In Peru hat er angefangen und irgendwann Shasha angerufen. Er solle doch jetzt gefälligst nach Mexiko kommen und mitreisen. Der junge Mann mit Brille verkauft sein Auto, packt ein paar Habseligkeiten ein und steigt in den Flieger. Ab jetzt sieben Monate gemeinsam. In einem klapprigen, blauen VW Bus mit Seele: Doña Iran. An der Laguna Apoyo müssen wir uns schon nach kurzer Zeit wieder trennen. Mit der Abmachung, uns bald wieder zu treffen. Und das passiert dann auch – auf der Insel Boca del Toro in Panama. Wir fallen uns in die Arme, als die Jungs mit ihrer geehrten Doña die Insel erreichen. Wie wir erfahren, wird an diesem Abend das neue iranische Jahr beginnen und wir sind zum Dinner eingeladen. Als wir ihnen unseren Stellplatz am Strand gezeigt haben, fangen die Beiden an zu kochen. Eine gute Gelegenheit, um von unserem vermasselten Grenzübergang von Costa Rica nach Panama zu erzählen. Bei Einreise haben wir unabsichtlich eine bürokratische Abkürzung genommen – nämlich das geschlossene Versicherungsgebäude gleich ganz ignoriert und somit auch die Abschlusshandlungen für die KFZ-Einfuhrbescheinigung verpasst. So fahren wir zwar mit gültigem Stempel im Pass, aber ohne gültiges Permiso für den Bus durch Costa Rica. Als wir ausreisen wollen, dann der Schockmoment: die Herrschaften hier nehmen es etwas genauer. Stellen fest, dass unser Auto nie offiziell in Costa Rica registriert wurde und somit eigentlich gepfändet werden muss. Danach ist eine Auslöse von 500 US$ nötig. Arash und Shasha schauen uns mit großen Augen an und verfallen in ihr typisches Gelächter, als wir schildern wie letztendlich nur noch die Es-war-wirklich-keine-Absicht-treue-Hundeaugen-Nummer geholfen hat. Wirklich geholfen. Ohne etwas zu bezahlen, durften wir letztendlich nach Panama einreisen. Das iranische Neujahrsessen schmeckt köstlich! Reis mit vielen Kräutern, Fisch mit Safran und anderen leckeren Gewürzen, Salat und Yoghurt-Gurken-Sauce. Schon völlig gefüllt essen wir immer weiter, weil es einfach so lecker ist. Wir tauschen uns fortlaufend über die Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten der Kulturen und Traditionen aus. Unsere anhaltenden Fragen belohnen sie mit detailgetreuen Antworten. Und Lachen. Immer viel Lachen. Diesmal wollen wir uns nicht trennen und beschließen eine Weile gemeinsam durch Panama zu fahren. Auffällig ist ihre Dankbarkeit. Dankbar für die vielen, gemeinsamen Momente. Dankbar für gutes Frühstück. Dankbar dafür, dass sie Reisen können. Mit einem iranischen Pass – nach wie vor sehr schwer. Aber Shasha hat in den Vereinigten Staaten studiert, Arash in Canada. So genießen sie das Privileg Pässe der jeweiligen Länder zu besitzen. Freier zu sein. Iran überzeugt uns irgendwie. Die Menschen scheinen sehr herzlich, das Land noch nicht vom Tourismus überlaufen und mit einer Vielseitigkeit, die angeblich keine Wünsche offen lässt. Die anhaltende Ungleichheit zwischen Mann und Frau, sowie einige seltsame Gesetze und Restriktionen muss man bei einem Besuch wohl akzeptieren. Im Konvoi mit Doña Iran arbeiten wir uns nach Boquete vor. Diese Gegend beherbergt tiefen Dschungel und den höchsten Punkt von Panama: Vulcan Barú. Da ist es kein Wunder, dass der alte blaue VW Bus schwer zu arbeiten hat und manchmal den ganzen Tag nur den ersten Gang sieht oder ganz stehen bleibt, bis der Motor abgekühlt ist. Von dem vielen Öl, das nachgeschüttet werden muss, reden wir erst gar nicht. Der dichte Nebel erschwert die Sicht, aber alle schlagen sich tapfer und nehmen die langen Fahrzeiten mit Humor. Ein windiger Platz am Fluß, neben gelbem Schilfrohr wird unsere Station für die nächsten Tage. Immer wieder entstehen seltsame Situationen, wenn Shasha und Arash die Frage nach ihrem Herkunftsland beantworten. Viele Menschen wissen entweder nicht, wo Iran liegt oder vermischen es sofort mit dem Thema Terrorismus und Krieg. Sicherlich ist die Situation in vielen Ländern des nahen Osten ungerecht, angespannt. Aber sind die Schuldigen wirklich in der regulären (iranischen) Bevölkerung zu finden? Wir glauben nicht. Wann hört die Welt auf, Dinge zu verallgemeinern? Vorurteilen nachzugeben? Meist dann, wenn sie sich über das Thema gar nicht ausreichend informiert haben. Wir wussten nichts über das Land. Aber an dieser Stelle hilft Nachfragen, Zuhören, Verstehen. Shasha wird bald nach Hause fliegen und so zieht es uns nach Panama City. Einen Overnight-Stop wollen wir in Santiago einlegen. Getrennt voneinander, aber an einem Zielort verabredet meistern wir die Strecke. Nach zwei Stunden Warten machen wir uns Sorgen. Wo sind die Beiden? Nach zweieinhalb Stunden wissen wir nicht, ob wir weiter an der Kreuzung warten sollen oder ein Quartier suchen. Nach drei Stunden sehen wir die runden, treuen Scheinwerfer von Doña. Dicht hinter einem anderen Auto, das sie abschleppt. Oh nein. Der blaue VW hat vor einigen Stunden kurz vor dem vereinbarten Treffpunkt seinen letzten Atemzug getan. Shasha und Arash haben bereits so viel Geld in Reparaturen investiert, dass sie an dieser Stelle nachgeben. Sie müssen ohne sie weiter. Alle gemeinsam schieben wir Doña auf das Grundstück einer ansässigen Familie. Unter einen Mangobaum.
Arash und Shasha sind kurzweilig bei uns eingezogen. Wir haben sie nach Panama City gebracht. Die Zwei sind nicht frustriert, dass ihr VW aufgegeben hat. Nein. Wie immer, sind sie Dankbar. Dass sie ihr Ziel erreicht haben: in sieben Monaten von Mexiko nach Panama mit ihrer Doña Iran. Wir trennen uns erneut. Shasha fliegt nach Hause. Unsere Verschiffung steht an. Arash stellt auf Backpacker um. Aber auch diesmal: wir sehen uns wieder. Arash vielleicht auf der weiteren Reise. Beide zusammen in München oder Teheran. Egal wie, egal wo sie sind ein kostbarer Teil dieser Reise. Eine Erfahrung, ein Austausch, eine lachende Erinnerung.
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Was für eine Bereicherung ist dieser Reiseabschnitt für Euch und sicher auch für Arash und Shascha. Schon jetzt habt Ihr Freunde an vielen Orten der Welt – es kann euch fast nichts mehr geschehen, weil ihr alle hautnah gefühlt habt: Wir sind alle eins! Und: Die Dankbarkeit ist eine große Heilerin der Seele. In Liebe, Mama