Der Asphalt unter uns ist gut. Mit stetigem Motorengeräusch bringt uns der Bus immer weiter. Den Kopf ans Fenster gelehnt schaut man ins Trübe. Regentropfen bahnen sich ihren Weg über das Glas. Die dichten Wolken stehen tief. Manchmal sieht man nur wenige Meter. Rechts und links fliegen Bäume vorbei. Dahinter, alles verschlingende Wolken. Wir fahren viel. Was soll man auch anderes tun, wenn man nichts sieht?
Wir sind von Anchorage nach Seward gefahren. Wie Alex es uns empfohlen hat. Ein Fischerdorf südlich der Großstadt. Trotz des Nebels und der feuchten Luft ist dieses Dorf ganz sympathisch. Ein Campingplatz mit Blick auf den Fjord beherbergt uns für zwei Nächte. Eine leise Aufregung geht durch die Reihen. Einige Zeit zuvor sind Wale angekommen. Sie schwimmen in der Bucht. Zur Begrüßung stemmt sich einer davon gleich am Anfang aus dem Wasser. Wir staunen. Einen gemütlichen Tag später – kurz vor unserer Abfahrt Richtung Haines – verabschieden uns dann spielende Seehunde. Wir hörten, diese Tiere wären nicht immer in der Bucht. Wir Glückskinder. Um nach Haines zu kommen, muss man wieder durch Canada. Man betreibt auf diesem Weg sozusagen Borderhopping. Zunächst dachten wir, wir hätten die Grenze bei Beaver Creek einfach durchfahren. Nervös hofften wir nichts Illegales getan zu haben. Aber warum waren da keine Schranken? Unendlich lange 30 Kilometer später, tauchte das Gebäude für die canadischen Einreiseformalitäten auf. Okay, wir sind also nicht super illegal ins Land gereist. Beruhigend. Es ist kein Problem mehrfach ein- und aus zu reisen. Das Visum verlängert sich jedoch nicht jedes Mal. Es ist ratsam, dem ersten Beamten bei Grenzübertritt seine Reisepläne kurz zu schildern. Dann wird ein weißer Zettel in den Pass geheftet, der die Einreise beim nächsten Mal erleichtern soll. Fragen stellen sie trotzdem. Wie lang man bleibt. Von wo und wann man nach Hause reist. Ob alles im Bus einem selbst gehört. Zufällig Waffen, Tabak, Drogen oder Pflanzen dabei? Die Antworten erklären sich hoffentlich von selbst. Nach einer heißen Dusche und einer kalten Nacht in Beaver Creek, wärmt uns die Heizung des Busses. 530 Kilometer wollen wir heute schaffen. Das bedeutet ungefähr acht Stunden Fahrt. Wir passieren Haines Junction. Wieder ein Ort, der sich nicht lohnt. Wir machen kurz Pause, tanken und fahren im Regen weiter. Der Highway 7 von dort nach Haines, AK lohnt sich jedoch schon. Unendlich weite Grasflächen. Gewundene Strassen gesäumt von braungrünen Flechten. Raue Berggipfel in Nebel getaucht. Karibu und Elche auf den Strassen. Die Natur schafft es einfach immer wieder uns zu begeistern. Nach der Grenze in die USA fahren wir plötzlich durch gelbe Laubbäume. Das Klima des Golf von Alaska scheint hier zu greifen. Wir erreichen Haines. Eine Kleinstadt mit Hafen und ein guter Platz, um beharrlich auf die Sonne zu warten.
Wer ist eigentlich Alex? Erfahrt ihr hier.