Der Top of the World Highway verdient das Wörtchen Highway – wie viele andere Strassen hier – eigentlich nicht. Oder ist das, was der Deutsche bei Highway denkt, schlichtweg falsch? Man fährt auf einem unbefestigten Weg. Lehmig und seifig. Dennoch ist diese Strasse faszinierend. Ist man mal oben, schlängelt sie sich über 128 Kilometer zur amerikanischen Grenze. Ohne ein einziges Mal bergab oder bergauf zu gehen. Man bewegt sich auf den Bergkämmen fort – irgendwie. Es ist ziemlich spät, als wir den Grenzübergang erreichen. Um 21 Uhr schließt dieser. Uns kam zu Gute, dass genau ab Landeswechsel die Uhr noch eine Stunde zurück gestellt wird. Die Beamten waren freundlich, aber bestimmt. Wir mussten viele Fragen beantworten und sechs Dollar pro Person bezahlen. Amerikanische Dollar…?! Ach ja stimmt, neues Land neue Währung. Zum Glück haben uns ein paar liebe Menschen zum Abschied einen „Notgroschen“ in Ami-Geld geschenkt. Bei 8670 Kilometern auf dem Tacho befahren wir also amerikanischen Boden. Dort freuen wir uns tierisch über bessere Strassenbedingungen. Zu früh! Einige Kilometer später wird der Bodenbelag wieder so abenteuerlich wie zuvor. Das erste Dorf in dem eine Campingmöglichkeit besteht heißt ‚Chicken‘. Denjenigen, der sich das ausgedacht hat, sollte man unbedingt mal treffen. Herrje. Wir klingeln am einzigen beleuchteten Haus, um uns einen Stellplatz zuweisen zu lassen. Es öffnet die unfreundlichste Frau, die wir bis jetzt auf der Reise treffen durften. „We are closed for the season! Stand on the right side.“ Tür zu. Na gut – dann machen wir das. Eine Bergkuppe. Es glitzert. Es ist weiß und blendet. Die Augen zusammen gekniffen versuchen wir die Strasse zu erkennen. Man tastet sich von Kurve zu Kurve. Das kann doch nicht real sein. Hier sieht es verdammt nochmal aus, wie im Reich der Eiskönigin. So geht unsere Fahrt weiter bis zur Kreuzung, wo wir wieder dem Alaska Highway folgen. Back to the roots, sozusagen. Zwei Dörfer und einen Tag mit vielen Kilometern später kommen wir abends in Fairbanks an. Wir sind also endlich da. Der nördlichste Punkt unserer Reise. Der Start. Hallo Alaska!
Kommentare
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Hahaha – ich kann es der armen Frau ja nicht verdenken. Wenn ich im einzigen, beleuchteten Haus im Nirgendwo wohnen müsste – ich hätte Euch gar nicht aufgemacht!!
Obwohl ja der Weg das Ziel ist, herzliche Glückwunschküsse zum eigentlichen Start Eures Abenteuers.
So viel erlebt und gesehen auf den Kilometern bis jetzt zum eigentlichen Start haben viele Mitmenschen nicht einmal und die reden dann von „Abenteuerurlaub“ und ähnlichem.
Unterstellen wir bei der „armen Frau“, sie hatte gerade einige Spiegeleier auf der Pfanne und sie wollte diese nicht verbrennen lassen. Ihr seit weiter und die Reise kann beginnen. Freuen und konzentrieren wir uns darauf. Und bisher hat der VW schön brav mitgemacht. So soll es auch weiter so sein.
Ich bin wie viel hier gespannt, wie es weitergeht und was Euch für Menschen und Situationen so über den Weg laufen.