Ein leises Knarzen ist zu hören, als die metallene Tür aufgeht. Dabei kann man einen kurzen Blick in das hölzerne Innere des grünen Lasters erhaschen. Heraus klettert ein kleines blondes Mädchen mit gebräunter Haut. Sie ist fröhlich und meistert die zwei großen Stufen bis zum sandigen Boden mit Bravour. Wenn man ihr zuwinkt, lächelt sie schüchtern. Nie allzu weit von ihr entfernt sieht man Thorben und seine Frau. Der schöne, kugelrunde Bauch den Michi vor sich her trägt, lässt keine Zweifel übrig: die kleine Familie begrüßt bald ein Mitglied mehr.
Familie Schmitt und ihren knallgrünen Mercedes 911 lernen wir auf dem Campingplatz in Puerto Juaréz kennen. Der Laster, den sie „Frosch“ nennen fällt einem sofort ins Auge. Riesig, anders, Abenteuermobil. Dennis kommt mit den Beiden ins Gespräch und kurze Zeit später sind wir für den Abend verabredet. Stunden lauschen wir den gegenseitigen Reisegeschichten, während Romy uns ihr ganzes Repertoire an Kuscheltieren vorstellt. Es ist schön nach vier Monaten mit Menschen zusammen zu sitzen, die nicht nur zuhören, sondern tatsächlich verstehen. Wir lachen über 5 km/h Reisegeschwindigkeit im Übersetzungsgang, wenn es über 3000 Meter Höhe geht. Verfluchen gemeinsam die Moskitos, erläutern die Schwierigkeiten der Grenzübergänge in Lateinamerika und preisliche Spontanität der Taxifahrer. Man tauscht Empfehlungen aus und verrät sich Tricks, wie man aus Matsch und Sand leichter raus kommt. Themen, die man wohl nur mit Reisefreunden bespricht. Das Paar hat vor acht Jahren mit einem Casinogewinn in Las Vegas geheiratet. Mit Frosch waren sie schon in Marokko. Einige Jahre zuvor sind sie mit einem anderen Auto nach Goa/Indien gefahren – den Spuren des Hippie Trails folgend. Als sie uns von Abenteuern in Ländern wie Pakistan und Iran erzählen, hängen wir förmlich an ihren Lippen. Vier Monate hatten sie Zeit dafür und am Ende steht die Entscheidung: Als Nächstes fahren wir die Panamericana. Und diesmal mit Kind. Romy wird geboren und eineinhalb Jahre später machen sich die Drei mit ihrem grünen Laster auf den Weg. Das Haus in Nürnberg, sowie die Jobs als selbstständige Steuerfachkraft und als Programmierer lassen sie hinter sich. Wann es wieder nach Hause geht? Wird sich rausstellen. Es dauert nicht allzu lange und Michi wird das zweite Mal schwanger. Für das Paar kein Grund die Reise abzubrechen. Gemeinsam schafft man das. Und Frauenärzte gibt es schließlich auch auf Reisen! Die Zusammengehörigkeit und Ruhe, die das Paar ausstrahlt ist großartig. Jetzt, wo es bald so weit ist, ziehen sie in eine Wohnung in Cancún bis das Baby da ist. Ein bisschen mehr Komfort darf es im neunten Monat auch wirklich sein. Immer wieder sitzen wir in den nächsten Tagen zusammen. Nie geht uns der Gesprächsstoff aus und jeder Abend ist eine kleine Bereicherung. Als dann noch Julia, Fabian und ihr Hund Lucy aus Ulm dazu stoßen – Thorben und Michi kennen die Beiden schon – sind wir eine kleine Panamericana-Community. So wie das Leben hier sein sollte.
Nach einigen Tagen ziehen wir gemeinsam mit den Ulmern weiter. Vielleicht sehen wir die Schmitts bald auf einem Campingplatz weiter südlich wieder. Genau wissen wir es aber nicht. Also steht eine Verabschiedung an. Wir sagen Tschüß zu einem beeindruckenden Paar, dass den Mut und die Willenskraft hat, den Spuren der Panamericana für mindestens eineinhalb Jahre zu folgen. Als Familie. Als Inspiration für andere. Es war schön euch kennen zu lernen. Wir sehen uns irgendwo zwischen Ulm, Nürnberg und München – Vielleicht 2017, wenn wir alle wieder nach Deutschland gefunden haben!
Ihr wollt mehr über Michi, Thorben und Romy wissen? Schaut auf ihrem Blog vorbei: www.hippie-trail.de
Kommentare
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Ein wunderbarer Bericht über eine bereichernde Begegnung – Leute, wie Du und ich? Nein, sicher nicht wie ich! Viel mehr Gelassenheit, viel mehr Mut, viel weniger Sicherheitsbedürfnis aber dafür auch viel mehr Erlebnis. Wir wünschen weitere schöne Tage in Mexico und eine glückliche Ankunft des vierten Familienmitglieds.
Wie schön, dass wir Menschen so viele Optionen haben und mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen glücklich werden können. Viva la Vida! Grüßt Eure neuen Freunde aus dem kalten, durchgeknallten und leider grundlos Angst besetzten Europa. Danke für den stimulierenden Bericht!
Liebe Schmitts, Torben, Michi und Romy!
Welch einen schönen kleinen Bericht habe ich gerade gelesen über euch! Ihr seht so entspannt und gelassen aus und der wunderbare Bauch von dir, liebe Michi, könnte jeden Ästhetikwettbewerb gewinnen! Ihr seid luftig bekleidet, besonders Räubertochter Romy, während wir hier in der Rossstr. dicke Schneematschflocken fallen sehen. Da traut sich kein Hund vor die Tür!
Alles Gute wünsche ich euch bei der Geburt eures Sohnes (?), so hat es Sieghild verraten, eines gesunden Bruders für eure süße Tochter!
Bleibt gesund!
Viele liebe Grüße
Annette Weinacht und die ganze Familie