Alaska / Foto / you&me

Ihr erinnert euch, dass wir in Fairbanks angekommen sind? Jahaaa, super Stadt. Alle Campingplätze geschlossen. Völlig unverständlich, die Campingsaison bei -10 Grad zu beenden!Und wieder wird klar: wir sind zu spät dran. Aber alles nicht so schlimm. Da hat man die perfekte Ausrede und geht ins Hotel. Als wir die Tür aufschließen und zwei Kingsize-Betten und eine Badewanne vor uns sehen, kennt die Freude keine Grenzen. Der Bus – hätte in dem Raum auch noch Platz gehabt. Wir nehmen alle Steckdosen in Beschlag, um die Technik aufzuladen. Danach sind wir dran. Richtige Körperpflege ist was Herrliches! An die Toilette müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Irgendwas ist ja immer. Mit dem nächsten Morgen entscheiden wir uns für eine zweite Nacht. Es wird der Denali Highway in Angriff genommen. Dafür braucht es gutes Wetter, das wollen wir abwarten.

Die Strasse ist im Winter, also ab 1.Oktober, geschlossen und erstreckt sich über 218 Kilometer. Ratsam ist es, voll betankt und mit aufgefüllten Lebensmitteln zu starten. Von den Bodenverhältnissen brauchen wir ja inzwischen nicht mehr sprechen. Stichwort: Schlagloch. Um zum Denali zu kommen, fährt man zunächst entlang des Richardson Highway. Dieser zeigt sich im schönsten Nachmittagslicht der Sonne. Er durchquert wunderschöne, majestätische Landschaft. Man findet kleine Feriensiedlungen umringt von goldgelben Gräsern am Seeufer. Immer im Blickfeld die Anfänge der Alaska Range. An einem Bergkamm entdecken wir eine kleine Karibu Herde. Auf den ersten Metern des Denali Highways passieren dann zwei Dinge. Diese, so gegensätzlich, wie das Leben sein kann. Zwei Typen in Jogginghose haben in einer Hand die Waffe und ziehen mit der anderen einen abgeschossenes Karibu von der Strasse. Plötzlich ist man damit konfrontiert, dass die Jagd hier so viel mehr zum Leben gehört, als bei uns. Auch damit, dass jeder einfach eine Waffe kaufen kann. In den Laden gehen. Geld auf den Tisch. Waffe mitnehmen. Völlig egal, ob du ein ganz vernünftiger Hobbyjäger in Pension, oder ein durchgedrehter Kerl mit psychischen Problemen bist. Hier ist absichtlich beide Male das männliche Geschlecht gewählt, bilden diese wohl die Mehrheit. Dennoch widmen sich auch Frauen der Jagd, die vor Ort so einfallsreich „Game“ genannt wird. In unsere Köpfe geht das nicht und ein mulmiges Gefühl macht sich breit. Kurz danach steht ein stattlicher Elch mitten auf der Strasse. Einer mit tollem Geweih, endlich! Völlig entspannt sieht er uns an, läuft ein paar Schritte als wir näher kommen, schaut erneut. Die Spezies VW Bus kennt er wohl. Als wir den Motor wieder starten setzt er seinen Weg in Richtung Bäume fort. Zu dem mulmigen Gefühl im Bauch gesellt sich Freude. Nahe einem See machen wir kurz Halt. Vor uns steht ein Wagen, geöffnetes Fenster, Waffenlauf auf die Landschaft gerichtet. Wirklich? So geht jagen? Als der Mann uns entdeckt, fährt er. Wir entscheiden, dass das Ufer unsere Station für die erste Nacht wird. Der Ausblick ist herrlich. Der Mond hell. Und es ist wirklich, wirklich kalt. Frühstück lassen wir im Moment ausfallen. Zum Einen ist es einfach zu frostig, um vor mittags irgendwas zu tun. Ausser vielleicht die Heizung des Bus auf Vollgas zu drehen. Zum Anderen haben wir unsere Espressokanne auf einem Campingplatz vergessen. Im Reich des schlechten Kaffees gleicht das nahezu einem Weltuntergang. In der Maclaren River Lodge unterhalten wir uns mit Matthew. Ein netter Typ, der sagt wir hätten in der letzten Nacht grandiose Nordlichter verpasst. Wer um 21 Uhr ins Bett fällt muss ja was verpassen. Mensch.  Die Sonne wärmt uns und das Innere des Busses, während wir Mittagessen machen. Wir ruhen uns eine Weile aus. Die Schlaglöcher machen das Fahren sehr anstrengend. Währenddessen sind immer wieder Schüsse zu hören. Bei jedem zucken wir leicht zusammen. Richtung Abend finden wir erneut einen Platz abseits, oberhalb eines Waldes gelegen. Den Trampelpfaden der Tiere folgend erkunden wir ihn bis hin zu einem kleinen Fluss. Bei unserer Rückkehr sehen wir im gegenüberliegenden Hang eine große Karibu-Herde.  Durch das Fernglas ist klar zu erkennen, wer das Alphatier ist. Dieses Mal wollen wir auf die Nordlichter warten. So sagte Matthew doch, dass man sie gerade fast jede Nacht beobachten kann. Ganz schwach tauchen sie über einem Berggipfel auf und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind.-15 Grad kalte Luft weckt uns. Das Auto völlig vereist. Sowohl innen, als auch außen. Schnell machen wir uns abfahrbereit. Wieder ruft die Heizung. Entlang der Alaska Range Bergkette arbeiten wir uns die restlichen 70 Kilometer den Highway entlang. Weiße Berggipfel, vereiste Seen und Flüsse, grünbraune Grasflächen. Wo ist die Filmmusik? Der Denali Nationalpark liegt nördlich des Highway und wir machen uns auf den Weg dort hin. Der  Mount McKinley wurde vor kurzem wieder in Denali umbenannt und ist 6190m hoch. Er gehört zu den Seven Summits und die Aussicht auf diesen Berg ist unglaublich. Wir laufen den einstündigen River Loop Trail am Ende der offiziell befahrbaren Strasse und genießen die Landschaft zu Fuß. Auch hier sind wir zu spät für die Sommer Saison, und zu früh für die Hundeschlitten-Saison im Winter. Alle Campingplätze sind geschlossen. Außer Riley Creek – natürlich ohne Dusche. Wir machen uns ein kleines Lagerfeuer und inmitten der Bäume ist die Nacht nicht mehr ganz so kalt.


Kommentare

  1. Kerstin Droge-Greitl sagt: September 26, 2015 at 12:34 pm

    Furiose Bilder! Irgendwie scheint es mir seinen Reiz zu haben, dass Ihr zu spät dran seid. Der Schnee und die Eiskristalle machen die Fotos spektakulär!! Und später, wenn Ihr warme Regionen erreicht, könnt Ihr den Stolz, der Kälte getrotzt zu haben sicher noch mehr genießen. Ich bin jedenfalls tief beeindruckt – friere ich doch schon bei 10 Grad plus und habe überall die Heizungen plus Kaminfeuer an:))) Dabei bei einem Kaffee – Ihr solltet schnellstens Eure Kanne ersetzten! – Eure Bilder zu bewundern und Eure Reisebeschreibungen zu lesen, machen einen perfekten Samstagmorgen – ich bin immer überglücklich, wenn Ihr nach einigen Tagen wieder online seid – ja,ja für die Daheimgebliebenen ist das auch eine Challenge:)))

  2. Leute! Klasse blog, spannende Texte, super Fotos. Da wohnt man hier seit 15 Jahren und hat kaum die Hälfte von all den spectacular sites gesehen, die Ihr Euch jetzt alltäglich reinpfeift. Eure Reisewut ist bewundernswert und ansteckend ;) Wir freuen uns auf Euch in Van! Best, Matthes

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